Urban Juggling

  • Stadtbesetzung 2021, Herten
  • Urban Juggling
    Stadtbesetzung 2021, Herten
    February 24/25, 2022
    Juggling: Stefan Sing
    Concept: Katrin Wegemann
    Accompanying words: Mareike Donath
    Presented by STADT.KUNST Herten

„UMDENKEN. Klimawandel - Kulturwandel“ Zu diesem Thema wird der Jonglage-Künstler Stefan Sing mit Urban Juggling an fünf Orten in Herten künstlerische Akzente mitten in das gewohnte Leben setzen. Kunst findet nicht nur im Museum, sondern im öffentlichen Raum statt.
Zum Umdenken in Bezug auf den Klima- und Kulturwandel wird an den fünf bespielten Orten auf unterschiedlichste Art und Weise angeregt. Die künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum ermöglichen, den bekannten Stadtraum neu zu erfahren. Der künstlerische Umgang mit dem Spannungsfeld, dass der Klimawandel ebenso wie der Kulturwandel mit sich bringen soll dazu beitragen, in den unmittelbaren Austausch mit dem Publikum zu kommen.
Verbindendes Element der fünf Orte ist, ausgehend von dem Bergwerk Schlägel & Eisen, und den Zechen Westerholt und Ewald die Bergbautradition und die Reaktivierung dieser Areale- auch im Hinblick auf den Klima- und Kulturwandel. Dies wird durch die Jonglage von Stefan Sing an allen Standorten in einer dreiteiligen Performance thematisiert. Idee und Konzeption gehen auf Katrin Wegemann und die Initiative STADT.KUNST Herten zurück.

Der erste Ort, der von Stefan Sing bespielt wird, ist der Distelner Marktplatz. Er war Teil des Bergwerks Schlägel & Eisen. Es bestand aus vier Schachtanlagen mit insgesamt acht Schächten. Die Förderung der Kohle begann 1877 auf dem Gelände der Schachtanlage I / II in Disteln. Hier beginnt die Performance und es zeigt sich der Kulturwandel, wo nach dem Abriss der alten Anlagen ein neues Gewerbegebiet entstanden ist. Beginnend auf dem Distelner Marktplatz führt er das Publikum in eine kleine parkähnliche Anlage mit den Überresten der „Halde Disteln“. Am höchsten Punkt weitet sich der Höhenzug zu einem kleinen, dreieckigen Plateau, was einen Blick auf die Nachbarschaft sowie die Halde Hoheward ermöglicht.

Der zweite Spielort befindet sich auf einer weiteren ehemaligen Schachtanlage des Bergwerks Schlägel & Eisen. An der Schachtanlage V / VI wurde 1901 die erste Kohle gefördert. Der Kulturwandel beinhaltet auch hier eine Reaktivierung der ehemaligen Gebäude und Flächen. Ein Rest der ehemaligen Halde und einige Gebäude, darunter die Maschinenhalle, sind noch vorhanden. Hier wird das Wohn- und Pflegezentrum Gertrudenau in Scherlebeck umspielt, um einen zentralen Aspekt der Stadtbesetzung umzusetzen: Das Publikum muss nicht immer zur Kunst kommen. Es geht auch andersherum: Mit dem Projekt wird Kunst unmittelbar hin zu den Menschen gebracht. Zunächst bespielt Stefan Sing hier den Eingangsbereich, bevor sich die Performance in Richtung des Innenhofs fortsetzt.

Auch am Theodor-Fliedner-Haus, in der Nähe zur Zeche Westerholt und einer Güterverkehrsachse, will Kunst da in Kontakt treten, wo Menschen leben und arbeiten.

Am Rathausplatz/Otto-Wels-Platz in Herten-Mitte liegt der Schwerpunkt auf der Verbindung zwischen Altem und Neuen. Mit dem Schloss und dem Schlosspark grenzt hier der älteste Teil der Stadt an den modernen, innerstädtischen Mittelpunkt an. Bereits 2005 wurde sich mit dieser besonderen Verbindung auseinandergesetzt und es entstanden die bodenflügel und die Baumtreppe. Die zweiteilige Bodenplastik von Dorothee Bielfeld lässt optisch diese Verbindung entstehen. Das Kunstwerk überbrückt virtuell die Kurt-Schumacher-Straße, welche die Plätze quert und „Stadtachse“ und „Parkachse“ voneinander trennt. Die Baumtreppe der wbp Landschaftsarchitekten verbindet diese beiden Elemente ebenso und führt direkt in den Schlosspark, der erst seit den 1970er Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Den Schlusspunkt bildet die über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Zeche Ewald in-Herten Süd. Hier wird Stefan Sing seine Performance unterhalb des Doppelbockturms auf dem Doncasterplatz beginnen und sich in Richtung des Haldenaufgangs bewegen. Der ehemalige Bergbaustandort entwickelte sich zu einem bedeutenden Zukunftsstandort. Das Ankommen des Künstlers am Wasserstoffkompetenzzentrums steht hier sehr eindrücklich für das Umdenken und den Wandel von der alten zur neuen Energie.

Stefan Sing zeigt an allen Orten die dreiteilige Performance Urban Juggling. Seine Performance passt sich immer an die Standorte und die vorhandenen Gegebenheiten an und setzt sich metaphorisch mit dem Klima- und Kulturwandel auseinander. Beginnend mit eckig maschinellen Bewegungen findet im zweiten Teil ein Transformationsprozess statt, welcher schließlich in ausschweifenden und organischen Bewegungen gipfelt.
Stefan Sing ist ein zeitgenössischer Balljongleur, der seit 1985 seinen einzigartigen Stil solo, als auch in verschiedenen zeitgenössischen Zirkus-Projekten immer weiterentwickelt.
Er selbst und sein Können treten in den Hintergrund. Sing verwendet das Jonglieren und die Bewegungen der Bälle stets als Sprache. Seine Aufführungen sind sehr minimalistisch und rein. 120 Bälle erfahren Stillstand, Bewegung, Beschleunigung und Entschleunigung und werden zu einer zeitbasierten Skulptur. Tanz, Akrobatik und Nouveau Cirque, choreografiert mit hoher Präzision, perfekter Jongliertechnik und ausgefallenen Bewegungen, das alles zeichnen die 20-minütigen Stücke aus.

Foto(s): Roland Baege (1-3,5,9,12,19-20), Rainer Lange (10-11,13-18,), Wolfgang Seidel (4,6-7,18)

Projekt